Schlagwort-Archive: schwarzer Hautkrebs

(mko) Krebsimmuntherapie und Immuntherapiekombinationen stehen derzeit bei der Krebs-Behandlung hoch im Kurs. Das zeigte sich deutlich beim diesjährigen  ASCO-Kongress (American Society für Clinical Oncology) in den USA, einer der weltweit größten Veranstaltungen zum Thema Onkologie. Bei einer Krebsimmuntherapie  wird das körpereigene Immunsystem aktiviert, so dass es die Krebszellen erkennt, angreift und eliminiert. Das  heißt, eine Krebsimmuntherapie stärkt den Körper im Kampf gegen den Krebs und kann ihn in die Lage versetzen, Tumorzellen langfristig erfolgreich in Schach zu halten. Denn: Ob sich ein Tumor im Körper bildet, hängt wesentlich davon ab, ob unser Immunsystem die entarteten Zellen als Gefahr erkennt und angreift. Am Anfang dieses komplexen Prozesses stehen die Krebszellen selbst. Denn sie setzen spezifische Eiweißstoffe, die so genannten Krebs-Antigene, frei. Bestimmte Zellen unseres Immunsystems greifen diese Antigene auf, transportieren sie in die Lymphknoten und präsentieren sie dort den T-Zellen. Entscheidend ist nun, ob die T-Zellen die Krebszellen auch als Gefahr erkennen. Ist dies der Fall, werden sie aktiviert: Die T-Zellen vermehren sich nun und wandern über den Blutkreislauf zum Tumor. Anhand der Krebs-Antigene spüren sie die Krebszellen auf, greifen sie an und zerstören sie – im günstigen Fall. Dadurch werden wiederum neue Krebs-Antigene freigesetzt und der Zyklus beginnt von vorn. Aber: leider ist unser Immunsystem nicht immer erfolgreich im Kampf gegen den Krebs. Manchen Krebszellen gelingt es sich zu “tarnen“, um so der körpereigenen Immunabwehr zu entkommen. Dafür manipulieren sie bestimmte Schaltstellen – so genannte Checkpoints – unseres Immunsystems und setzen so die Abwehrreaktion des Körpers außer Kraft. So produzieren beispielsweise verschiedenen Krebs-Tumorarten den so genannten  „Programmed Death Lingand1“ (programmierten Zelltod), kurz „PD-L1“. Dieses Protein kann mit den speziellen Rezeptoren auf den T-Zellen interagieren. Geschieht dies, wirkt das wie eine Art Tarnung für die bösartigen Zellen. Die T-Zellen erkennen nun nicht mehr, dass es sich um entartete Zellen handelt und die Krebszellen können sich ungehindert vermehren. Diese  Checkpoints sind der Ansatzpunkt für die Krebsimmuntherapie. Denn eine Substanz, die beispielsweise verhindert, dass PD-L1 mit den beiden Rezeptoren auf den T-Zellen interagiert, könnte die Krebszellen wieder enttarnen. In der Folge wären die T-Zellen wieder in der Lage, die bösartigen Zellen zu erkennen, anzugreifen und im günstigsten Fall auch zu zerstören.

Aktuell werden verschiedene immuntherapeutische Ansätze erforscht und entwickelt, z.B. bei Lungen-, Blasen-, Haut-, Brust- und Nierenkrebs. Erste Therapien sind in der EU bereits zugelassen, beispielsweise beim Melanom ( schwarzer Hautkrebs). Krebs Immuntherapien werden derzeit sowohl als Einzeltherapie als auch in Kombination mit klassischen Chemotherapien oder anderen zielgerichteten Substanzen untersucht. Überlegt wird auch, verschiedene Krebsimmuntherapien miteinander zu kombinieren. ...mehr

(mko) Das maligne Melanom macht mit 75% den größten Anteil an den Hautkrebs-Todesfällen weltweit aus und betrifft häufig auch schon jüngere Patienten in einem Alter von unter 40 Jahren. Im Stadium der Metastasierung ist es ein besonders aggressiver Tumor, der u.a. in Lunge, Leber, Gehirn und Knochen streut. Der dann in der Regel tödliche Verlauf lässt sich wenig durch Chemotherapie oder Strahlentherapie beeinflussen. Erst mit der Entwicklung der sogenannten zielgerichteten Therapie (targeted therapy) konnte erstmals ein Medikament eine signifikante Verlängerung des Überlebens dieser Patienten bewirken. Wenn im Melanom eine BRAF-V600-Punktmutation vorliegt, die bei etwa 40-50% aller Melanompatienten vorkommt, kann die Hemmung des onkogenen, also Krebs auslösenden BRAF-Proteins zu einem Stopp der Tumorzellproliferation und damit zu einer Schrumpfung der Tumoren führen.

Das BRAF-Protein ist an der Regulation eines bestimmten SIgnalwegs (MAPK/ERK)  beteiligt und beeinflusst u.a. die Zellteilung und die Differenzierung der Zellen. Mutationen im BRAF-Gen können dazu führen, dass dieser Signalweg ständig aktiviert ist. Eine Folge kann Krebs sein. Dabrafenib ist ein Medikament, das in einer multizentrischen klinischen Phase-III-Studie an unbehandelten metastasierten Melanompatienten mit einer BRAF-V600E-Mutation positive Ansprechraten von 59 % gezeigt hat – gegenüber 24 % unter einer Standard-Chemotherapie. Das mediane progressionsfreie Überleben verlängerte sich auf 6,9 Monate unter Dabrafenib gegenüber 2,7 Monate unter Chemotherapie. Eine Wirksamkeit von Dabrafenib konnte in einer anderen Studie auch speziell bei Patienten mit Gehirnmetastasen gezeigt werden.
Dabrafenib ist nach Vemurafenib nun der zweite BRAF-Inhibitor, der für das nicht chirurgisch zu behandelnde und metastasierte maligne Melanom beim Vorliegen einer BRAF-V600-Mutation als Monotherapie zugelassen ist (Zulassungserteilung am 02. September 2013). Die Einnahme erfolgt als Kapseln oral zweimal täglich. Als häufigste Nebenwirkungen treten Verhornungen der Haut (yperkeratosen), Fieber, Gelenkschmerzen, Müdigkeit, Übelkeit, Hautpapillome, Haarausfall, Hautausschlag und Erbrechen auf.
Das größte Problem bei der zielgerichteten Therapie stellt die Ausbildung von Resistenzen des Tumors gegenüber Vemurafenib oder Dabrafenib nach einer durchschnittlichen Einnahmezeit von etwa sieben Monaten dar. Diese Resistenz beruht auf einer Reaktivierung von Signalwegen, die Wachstum fördern, aufgrund von Mutationen oder von anderen Genen, die die BRAF-Inhibition umgehen können. ...mehr