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Foto: Universitätsklinikum Münster

(mko) Mehr als die Hälfte aller 65-jährigen leidet an einer Arthrose. Bei den Betroffenen baut sich der Gelenkknorpel ab. Laien sprechen hier immer wieder von altersbedingten Abnutzungserscheinungen. Dies trifft so nicht zu, sagt Professor Thomas Pap vom Universitätsklinikum Münster. Die Ursachen der Krankheit liegen vielmehr in Stoffwechselvorgängen, die auch bei der Knochenbildung des Embryos vorkommen.
Bei der Arthrose werden Reaktionsmuster und Signalwege aktiviert, wie sie vor der Geburt auftreten, wenn sich im Embryo Knochen ausbilden, so der Experte. Auch in dieser Phase werden Knorpelgewebe abgebaut. Die Zellen verändern sich und es bilden sich neue Knochen. Während im Mutterleib jedoch intakte Knochen angelegt werden, zerstört die Arthrose das Gelenk. Trotz dieser Erkenntnisse sei die Arthrose jedoch immer noch zu wenige bekannt, die Forschung müsse in diesem Bereich verstärkt werden. Ziel sollte es sein, das Gelenk zu reparieren, nicht durch ein künstliches zu ersetzen. Wie man den Knorpelabbau aktiv stoppen kann, konnte Professor Pap an Mäusen nachweisen, denen regelmäßig einen Antikörper gegen ein bestimmtes Molekül injiziert wurde. Diese Tiere entwickelten keine Arthrose. ...mehr

Wer zu viele Pfunde auf den Hüften hat, schadet seinen Hüft- und Kniegelenken – das ist bekannt. Neu ist, dass auch die vom Fettgewebe abgesonderten Hormone zur Zerstörung des Gelenkknorpels beitragen. Viele Menschen, die eine neue Hüfte oder ein künstliches Kniegelenk benötigen, sind übergewichtig. „Nach einer britischen Untersuchung sind ein Viertel aller Gelenkersatzoperationen an der Hüfte und zwei Drittel derOperationen am Kniegelenk auf Übergewicht und Fettleibigkeit in der Bevölkerung zurückzuführen“, so Professor Helmut Schatz von der Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie aus Bochum. Da liegt es nahe, dies auf die Überbeanspruchung der Gelenke durch das hohe Gewicht zurückzuführen. Neuere Untersuchungen zeigen jedoch, dass Hormone dabei ebenfalls eine Rolle spielen. Fettzellen im menschlichen Körper bilden das Hormon Leptin. Seine wichtigste Aufgabe ist die Regulierung des Körpergewichts. Bei Übergewichtigen ist die Menge dieses Hormons besonders hoch. Noch höher als im Blut ist die Leptin-Konzentration in der Gelenkflüssigkeit. Das Hormon beeinflusst außerdem das Immunsystem. Experten vermuten, dass es im Gelenk eine schleichende Entzündungsreaktion verursachen und die Zellen angreifen kann, die den Gelenkknorpel bilden und erhalten.

„Nach heutigem Kenntnisstand müssen wir davon ausgehen, dass Leptin den
durch Übergewicht ausgelösten Gelenkschaden beschleunigt“, so Professor Schatz. Möglicherweise ist noch ein zweites Hormon beteiligt: Resistin wird – wie Leptin – in den Fettzellen gebildet, ist bei Gelenkverschleiß in den Gelenken vermehrt nachweisbar und mobilisiert Entzündungszellen.

Die Beteiligung der beiden Hormone am Gelenkverschleiß könnte für die Therapie neue Perspektiven eröffnen. Ein zukünftiger Ansatz wäre beispielsweise, die entzündungsfördernde Wirkung von Leptin und Resistin medikamentös zu hemmen und damit die Gelenke vor verstärktem Verschleiß zu
schützen. ...mehr