(mko) Wenn unsere roten Blutkörperchen, die für den Sauerstofftransport verantwortlich sind, nicht funktionsfähig sind und auch die weißen Blutzellen, (Leukozyten) und die Blutplättchen
(Thrombozyten), die für die Blutgerinnung sorgen, nicht richtig arbeiten, dann ist unser blutbildendes Knochenmark erkrankt. Mediziner sprechen dann von einem myelodysplastischen Syndrom oder auch MDS.
MDS tritt besonders häufig in höherem Alter – ab zirka 60Jahre auf – in zwei Varianten als Niedrig- und Hochrisiko-MDS. Das Risiko bei der Hochrisiko-MDS ist, dass die Erkrankung in eine akute myeloische Leukämie übergehen kann. Der Großteil der Patienten entwickelt im Laufe der Erkrankung eine Anämie (Symptome: Müdigkeit, Herzklopfen, Kurzatmigkeit und blasse Haut) und benötigt regelmäßig Bluttransfusionen. Bei der Transfusions-Behandlung kann es jedoch zu einer Eisenüberladung kommen d. h. im Körper reichert sich eine Menge Eisen an, das nicht aktiv ausgeschieden werden kann. Die Folge ist eine Eisenüberladung, die unbehandelt schwere Folgeschäden verursacht.
So bilden sich z.B.durch überschüssiges, ungebundenes Eisen freie Sauerstoffradikale, die die Zellen schädigen. Das überschüssige Eisen legt sich z.B in Herz (Herzinsuffizienz), Leber
(Leberzirrhose) und endokrinen Organen ab. Herzschwäche, Herzrhythmusstörungen, Leberschäden, Diabetes, Schilddrüsenunterfunktion, Wachstumsstörungen und Unfruchtbarkeit sind die Folge. Die genauen Ursachen der MDS sind mit wenigen Ausnahmen unbekannt. Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass Krebs-Bestrahlung und Chemotherapie zu den bekannten Auslösern
gehören.
Eine Serumferritin-Messung stellt die Eisenüberladung fest, weiterhin sind MRT-Untersuchungen (Messungen) notwendig. Bei festgestellter Eisenüberladung hilft eine Eisenchelat-Therapie. Sie bindet überschüssiges Eisen und sorgt dafür, dass es aus dem Körper ausgeschieden werden kann. Seit 2006 ist Exjade® (Deferasirox/Novartis) zugelassen, der erste oral einzunehmende Eisenchelator mit einer 24-stündigen, kontinuierlichen Wirkung.
Seitdem haben verschiedene Studien die Wirksamkeit und Verträglichkeit von Deferasirox bestätigt und belegt, dass MDS-Patienten unter der Therapie länger leben. Neben der Reduktion der Eisenüberladung kann Deferasirox auch hämatologische Parameter positiv beeinflussen,sodass die Patieten weniger Transfusionen benötigen.
Betroffene Patienten, die für eine Stammzelltransplantation nicht geeignet sind, aber dennoch eines der Krankheitsbilder aufweisen: Hochrisiko MDS, chronische myelomonozytäre Leukämie (CMML), akute myeloische Leukämie (AML) können mit „Azacitidin“ behandelt werden,das die Blutbildung normalisiert. Denn: Krankheitsbedingt sind bei MDS wichtige Gene inaktiv, die normalerweise die Entartung der Zellen unterdrücken. Azacitidin (Beobachtung von Nebenwirkungen wichtig) kann diese Kontrollgene allerdings wieder aktivieren und greift darüber hinaus entartete Zellen direkt an, was das Wachstum von Krebszellen unterdrückt.