(mko) Kann der Placebo-Effekt helfen Schmerzen zu lindern? Was kann man selbst tun, damit ein häufiger Schmerz nicht chronsich wird? Statt Schmerzmittel sollten wir lieber auf unsere Seele hören – welche Perspektiven entwickeln wir in Hinblick auf die Zukunft, wie stark sind unser Wille und unsere Überzeugung, uns selbst zu helfen – fühlen wir uns nur als Opfer und warten passiv auf Hilfe von außen? Denn: Angst vor Schmerzen löst den Schmerz aus – ein Teufelskreis.
Schmerzmittel gehören zu den verordnungsstärksten Arzneimitteln. Schmerzpsychotherapeuten wollen jetzt verstärkt den Effekt der Placebo-Wirkung (Placebo = Scheinmedikament) nutzen, um mit Hilfe der Psychologie die Wirkung von Schmerzmedikamenten zu erhöhen, nicht um sie zu ersetzen. (Als Placebo-Effekt bezeichnet man eine positive Veränderung im Körper aufgrund einer symbolischen Bedeutung, die einem Ereignis in einer heilenden Situation zugeschrieben wird).
Psychotherapie kann im frühen Stadium des Schmerzes dafür sorgen, dass die Selbstwirksamkeit des Patienten im Umgang mit seinem Schmerz aufgebaut und damit auch gleichzeitig negative Effekte auf das Schmerzgedächtnis verhindert werden. Letztlich wollen die Schmerzexperten damit eine Chronifizierung des Schmerzes verhindern.
Die Einbeziehung des Patienten in den therapeutischen Ablauf, schärft das Bewusstsein über Krankheitsvorgänge, steigert die Selbstwirksamkeit bzw. die Selbstheilungskräfte und verstärkt zusätzlich die medikamentöse Wirkung. So die Placeboforscherin Dr. Regine Klinger,
Leiterin der Hochschulambulanz Verhaltenstherapie an der Universität Hamburg. Der Placebo-Effekt, den Schmerzpsychotherapeuten jetzt vermehrt nutzen wollen, sei „kein Vodoo-Zauber“, sondern eine neue wissenschaftliche Erkenntnis. „Wir nutzen den Placebo-Effekt z.B. indem wir Patienten dazu ermuntern, das Medikament gezielt in Situationen einzunehmen, die zur Schmerzbewältigung beitragen. Kurz: Der Patient erhält positive und gezielte Informationen über das Medikament und kann so eine positive Erwartungshaltung aufbauen. Gleichzeitig macht er Lernforschritte, in dem er Aussehen und Geschmack eines Medikaments bewusst in Zusammenhang mit seiner Wirkung wahrnimmt.
„Der Placebo-Effekt ist keine Magie, sondern der gezielte Einsatz psychologischer Strategien zur Schmerzbewältigung. Und nirgendwo anders lässt sich das Spektrum der Wirksamkeit psychologischer Interventionen besser erkennen als im Placebo-Effekt“.So Dr. Klinger. Um diese Vorteile künftig besser nutzen zu können, baut die Deutsche Gesellschaft für Schmerztherapie- und Forschung e.V. jetzt ein flächendeckendes Netz psychologischer Schmerztherapeuten auf und will die psychologische Scherztherapie als festen Bestandteil derGesundheits-Versorgung etablieren. Auch die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Fachgesellschaften hat empfohlen, bei Menschen vor und nach Operationen im Akutschmerzmanagement die so genannte Placebowirksamkeit zu nutzen.
Nützliche Adressen für weitere Informationen:
Gesellschaft für Psychologie +
Schmerztherapie
Lernen, den Schmerz zu akzeptieren bei chronischen Schmerzen
DRK-SChmerzzentrum, Mainz, Tagesklinik für interdisziplinäre Schmerztherapie
Tel: 0 6131/988 956)
Rückenscherzen:
Rückenzentrum Am Michel Hamburg (Tel: 040 – 413 623-0)
und Rückenzentrum Am Marktgrafenpark, Berlin
Kinderschmerztherapie und Pädiatrische Palliativmedzin:
Vodafon Stiftungsinstitut und Lehrstuhl für Kinderschmerztherapie
Universität Witten/Herdecke
(Tel: 02363-975-183)