Multiple Sklerose (MS) bei Jugendlichen frühzeitig behandeln

(mko) Erkranken Kinder oder Jugendliche an einer Multiplen Sklerose (MS), können die psychosozialen und medizinischen Konsequenzen schwerer wiegen als bei einem späteren Krankheitsbeginn. Dies trifft vor allem auf die potenzielle Verschlechterung der kognitiven Funktion zu, die besonders die schulischen Leistungen und die sozialen Beziehungen beeinträchtigen können. Deshalb empfehlen Experten einen möglichst frühzeitigen Therapiebeginn, um Gehirn- und Nervenschäden zu verhindern.

Wie aktuelle Daten von erwachsenen MS-Patienten zeigen, verringerte die frühe Therapie mit Interferon beta-1b das Risiko, eine klinisch gesicherte MS zu entwickeln.„Die frühzeitige Intervention hatte einen größeren Einfluss auf die Progression der MS gegenüber einer verzögerten Behandlung“, sagte Professor David Bates, Universität Newcastle, Großbritannien. „Der Einsatz von Betaferon® gleich nach der ersten MS-Attacke führte zu einer relativen Risikoreduktion hinsichtlich der Zeit bis zur Manifestation einer CDMS von 37 Prozent über einen Zeitraum von fünf Jahren. Dies wurde mit einem verzögerten Therapiestart verglichen“, so Professor David Bates. Bei der verzögerten Strategie wird die Behandlung erst dann begonnen, wenn die Diagnose MS klinisch gesichert ist. Außerdem blieb dank der frühen Therapie die kognitive Funktion über den untersuchten Zeitraum von 5 Jahren erhalten.

„Eine MS beginnt typischerweise im jungen Erwachsenenalter, bei drei bis zehn Prozent der Patienten tritt die Erkrankung jedoch bereits im Alter unter 18 Jahren auf“, sagte Professor Jutta Gärtner, Deutsches Zentrum für MS im Kindes- und Jugendalter, Abteilung Pädiatrie II mit Schwerpunkt Neuropädiatrie, Universität Göttingen ( ). „Obwohl die meisten Patienten im Kinder- und Jugendalter an einer schubförmig remittierenden MS (relapsing remitting MS, RRMS) erkranken, haben pädiatrische Patienten ein höheres Risiko, eine progressivere Form der Erkrankung über einen längeren Zeitraum zu entwickeln als Erwachsene. Nach einer durchschnittlichen Krankheitsdauer von nur zehn Monaten zeigten bereits 59 Prozent der Kinder leichte kognitive Einschränkungen und 35 Prozent eine schwere kognitive Beeinträchtigung. Dies ist in neuropsychologischen Tests nachweisbar“, so Jutta Gärtner.

Aus diesem Grund empfiehlt die „International Paediatrics MS Study Group“, die Behandlung nicht bis ins Erwachsenenalter hinauszuschieben. Die Wissenschaftler der Studiengruppe schlagen vor, die Kinder mit den für Erwachsene zugelassenen Medikamenten IFNB und Copaxone® (Glatirameracetat) zu behandeln.

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