Migräne: Auch Pille ohne Wirkstoff hilft

1242_artikel_images (mko) Bei Migräne hilft auch eine Pille ohne Wirkstoff, das haben US-Wissenschaftler jetzt erforscht und erklären die Wirkung dieser sogenannten Placebos mit unseren Erfahrungen, die wir generell bei der Einnahme von Tabletten machen.

Acht Millionen Menschen leiden in Deutschland unter Migräne. Das bewusste Einnehmen einer Pille, ob mit oder ohne Wirkstoff, führt zu einer Besserung der Beschwerden und zur Schmerzlinderung. Wissenschaftler an der medizinischen Fakultät der Harvard-Universität in Boston/USA konzentrierten sich auf die Wirkung bewusst eigenommerner wirkstoffloser Tabletten (sogenannter Placebos) bei Migräne-Patienten im Vergleich zu schmerzlindernden Medikamenten. Beide Pillen-Formen hatten wir die Studienteilnehmer bewusst eingenommen. Allerdings erreichte ein Placebo im Durchschnitt nicht die Wirkung einer echten Tablette. Die US-Wissenschaftler behandelten insgesamt 66 Personen bei insgesamt 459 Migräne-Anfällen, entweder mit dem Wirkstoff Rizatriptan, mit einer wirkungslosen Pille oder gar nicht.

Patienten, die glaubten, sie hätten tatsächlich Medizin gegen ihre Migräne eingenommen, fühlten sich anschließend gleich besser. Doch auch Menschen, die bewusst  wirkstofflose Tabletten schluckten, kamen zu dem gleichen Resultat und fühlten sich wohler, als wenn sie gar nicht behandelt worden wären. Die Wissenschaftler glauben nun, dass neben den Erwartungen, auch das Ritual des reinen Tablettenschluckens – d.h. die bewusste Einnahme und Erwartung,  dass schon die Einnahme einer Tablette die Migräne-Beschwerden lindert. Dahinter steht: Wenn ich ein Medikament einnehme, führt das zur Besserung ( meist wird diese Erwartung erfüllt). Das gleicht letztlich einem gelernten, unwillkürlichen Vorgang. Oder: „Anders als die klassische Weisheit, dass Patienten auf Placebos ansprechen, weil sie denken, dass sie ein wirksames Medikament bekommen, stützen unsere Ergebnisse die Idee, dass die offene Gabe von Placebos bei der Behandlung hilft,“ so die Neurologin Slavenka Kam-Hanse.
Auch für das Reizdarmsyndrom und Depression haben Studien nach Angaben der US-Forscher in den vergangenen Jahren ebenfalls eine therapeutische Wirkung von Placebos bestätigt, auch hier wussten die Patienten von der Wirkungslosigkeit des Medikaments.