(mko) Bei einer Alzheimer-Erkrankung sterben die Nervenzellen im Gehirn durch vermehrte Ablagerungen von Eiweißbestandteilen ab. Im Gehirn der Erkrankten findet man typische Eiweißablagerungen (Amyloid-Plaques). Die Erkrankung führt zu Gedächtnis- und Orientierungs-
störungen sowie Störungen des Denk- und Urteilsvermögens. Eine Bewältigung des normalen Alltagslebens wird daher immer schwieriger, die Patienten sind zunehmend auf Hilfe und Unterstützung angewiesen. Alzheimer-Krankheit kann schon vor dem 50. Lebensjahr auftreten, ihre Häufigkeit steigt aber mit dem Lebensalter steil an.
Im Universitätsklinikum Freiburg ist es jetzt erstmals gelungen spezifische Fresszellen um die Blutgefäße, die den giftigen Eiweißbestandteil Amyloid aus dem Hirn entfernen zu entlarven.
Dieses sogenannte Amyloid wird aus einem Vorläuferprotein gespalten. Um sowohl abgestorbene Nervenzellen als auch das giftige Amyloid bei Alzheimer abzubauen und aus dem erkrankten Gehirn zu entfernen, gibt es eine spezielle „Gesundheitspolizei“ vor Ort. Eine ganze Familie von Fresszellen, die Makrophagen oder Mikrogliazellen, befindet sich an strategisch wichtigen Orten im Gehirn: direkt im Hirngewebe, aber auch an den Hirnhäuten, um die Gefäße und an anderen Stellen.
Erstmalig konnte nun eine Gruppe von Forscherinnen und Forschern aus Freiburg, Göttingen, Berlin, Bonn und Leipzig unter der Leitung des Freiburger Neuropathologen Professor Dr. Marco Prinz, Geschäftsführender Direktor der Neuropathologie am Neurozentrum des Universitätsklinikums Freiburg, im Tiermodell nachweisen, dass vor allem eine bestimmte Population dieser Fresszellen wichtig ist. Entgegen der herrschenden Lehrmeinung waren nicht die Makrophagen im Hirngewebe selbst, sondern diejenigen um die Blutgefäße entscheidend für den Verlauf der Erkrankung und die Menge des abgelagerten Amyloids. Weiterhin gelang es den Wissenschaftlern zu zeigen, dass diese Fresszellen um die Blutgefäße bestimmte Rezeptoren brauchen, um das Amyloid aufzunehmen und aus dem Hirn zu schaffen.
„Unsere Ergebnisse stellen einen wichtigen Meilenstein für das Verständnis der Alzheimererkrankung dar. Wenn wir nun wissen, welche Fresszellen entscheidend für den Verlauf der Erkrankung sind, besteht die berechtigte Hoffnung, neue, zellspezifischere und nebenwirkungsarme Therapieansätze zur Behandlung dieser Erkrankung zu entwickeln oder diese zumindest entscheidend abzuschwächen“, sagt Professor Dr. Marco Prinz.
Mehr als 20 Prozent der über 85-jährigen Menschen weltweit leiden an der Alzheimerschen Erkrankung. Sie geht mit schweren Störungen des Erinnerungsvermögens und des Verhaltens, der Demenz, einher. In Deutschland gibt es etwa 700.000 Menschen, die an Alzheimer erkrankt sind und jedes Jahr werden ca. 120.000 neue Fälle diagnostiziert.