(mko) Krebstherapie und Krebsmedikamente werden immer mehr der Biologie der Tumoren angepasst, unabhängig von der Lokalisation. Das macht aufwendigere Studien notwendig,
über die die Fachwelt jedes Jahr in Chicago während des Amerikanischen Krebskongresses „ASCO“ diskutiert. Allein das Unternehmen Roche (Hauptsitz Basel), weltweit größtes Biotech-Unternehmen mit Medikamenten für die Krebstherapie und Hämatologie, Immunologie usw. präsentierte auf dem diesjährigen Kongress fast 200 Abstracts zu 20 unterschiedlichen Substanzen gegen Krebs. Die ASCO ist die bedeutendste Fachgesellschaft für die klinische Onkologie, Kernbotschaften und Themenschwerpunkte der Tagungen sind richtungsweisend. Neu entwickelte Krebsmedikamente, vor allem Antikörper und ‚kleine Moleküle‘, mit denen spezifische Signalwege im Tumor oder in seiner Umgebung angesteuert werden, stehen im Fokus, mit dem Ziel, dass eine Krebserkrankung nicht mehr lebensbegrenzend sein muss. Neueste Studiendaten und Highlights vom US-Kongress stellte das Unternehmen Roche jetzt auf einer Pressekonferenz in Düsseldorf vor, die Professor Jürgen Wolf von der Klinik für Innere Medizin am Centrum für Integrierte Onkologie der Uniklinik Köln zusammenfasste.
Studiendaten belegen z.B. einen weiteren Fortschritt bei d er Behandlung des frühen HER2-positiven Brustkrebs. Erste Resultate der Studie APHINITY bezeugen, dass die adjuvante (ergänzende) Behandlung mit Perjeta®, einem monoklonalen Antikörper und Herceptin® plus Chemotherapie das Rezidivrisiko (Rückfallrisiko) von Frauen mit HER2-positivem Mammakarzinom (Brustkrebs) gegenüber dem aktuellen Standard nach 3 Jahren deutlich reduziert.
Einen Fortschritt gegenüber einem zugelassenen Standard stellt auch Alecensa® (Tyrosinkinase-Inhibitor) beim ALK-positiven nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinom (NSCLC – non-small-cell-lung-cancer) in Aussicht: Die First-Line-Therapie (Ersttherapie) mit Alecensa reduzierte in der „ALEX-Studie“ das gegenüber „Crizotinib“ (Tyrosinkinasehemmer) um mehr als die Hälfte.
Ein weiterer Schwerpunkt für Roche auf dem ASCO 2017 war die Krebsimmuntherapie: Hier wurden u. a. neue Daten aus der Studie “ OAK „zum Einsatz von Atezolizumab beim fortgeschrittenen nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinom – NSCLC vorgestellt. Präsentiert wurden neue Daten zum PD-L1-Inhibitor Atezolizumab, einem Checkpoint-Inhibitor der nächsten Generation (in klinischer Prüfung, monoklonaler Antikörper). Die Primäranalyse der Studie hatte schon im vergangenen Jahr ergeben, dass bereits vorbehandelte Patienten mit fortgeschrittenem NSCLC einen Überlebensvorteil von median 4,2 Monaten erreichten, wenn sie Atezolizumab anstelle von Docetaxel (Zytostatikum) erhielten (13,8 vs. 9,6 Monate).
Eine Neuentwicklung in der Krebsimmuntherapie stellen zudem die ersten Daten zu Atezolizumab in Kombination mit dem ersten T-Zell-spezifischen Antikörper CEA-CD3-TCB dar: Bei stark vorbehandelten Patienten mit metastasiertem Kolorektalkarzinom (Darmkrebs) zeigte die Kombination ein günstiges Wirksamkeits- und Sicherheitsprofil – insbesondere in der Mikrosatelliten-stabilen Population (MSS), die einen Großteil der Patientenpopulation beim Kolorektalkarzinom darstellt und bisher üblicherweise kein Ansprechen auf Krebsimmuntherapien gezeigt hatte.