(mko) Patientinnen und Patienten mit Rheumatoider Arthritis (RA) leiden häufig unter sogenannten interstitiellen Lungenerkrankungen (ILD). Seit Jahren steht Methotrexat (MTX) unter Verdacht, das Risiko für diese Folgeerkrankung zu erhöhen. Zwei aktuelle Studien widerlegen nun diese Annahme. Sie geben Entwarnung für die MTX-Behandlung. Die Ergebnisse wurden auf der Jahrestagung der „European League Against Rheumatism“ (EULAR 2020) vorgestellt.
Interstitielle Lungenerkrankungen (ILD) sind eine häufige und schwere Folge der Rheumatoiden Arthritis (RA). Die Häufigkeit variiert, jedoch leiden mindestens fünf bis zehn Prozent aller RA-Patienten an dieser Erkrankung. Sie führt zu entzündlichen Veränderungen im Lungengewebe und in den Lungenbläschen. ILD geht mit Reizhusten und Luftnot einher und führt im schweren Verlauf zu einer Vernarbung des Lungengewebes – der sogenannten Lungenfibrose. Dies kann eine lebenslange Sauerstoffversorgung oder sogar Lungentransplantation notwendig machen. „Eine Lungenerkrankung ist bei rund zehn bis zwanzig Prozent aller RA-Patienten die Ursache für einen frühzeitigen Tod“, erklärt EULAR Präsident Professor Dr. med. Iain B. McInnes aus Glasgow, Schottland, Großbritannien. „Umso wichtiger ist es insbesondere in diesen Zeiten weitere Risikofaktoren für eine Anfälligkeit der Lunge bei betroffenen Patienten zu vermeiden.“
Der Rheumatologe begrüßt daher die Ergebnisse zweier neuer Studien, die zeigen, dass das Immunsuppressivum Methotrexat, das akute Pneumonien auslösen kann, für RA-Patienten keinen weiteren Risikofaktor für interstitielle Lungenerkrankungen darstellt. Denn in den vergangenen Jahren stand das Immunsuppressivum immer wieder unter Verdacht, das Risiko für ILD zu erhöhen.
Zum gleichen Ergebnis kommt auch eine aktuelle Fallkontrollstudie aus Frankreich, die ebenfalls den Zusammenhang zwischen MTX-Gabe und Lungenerkrankungen untersuchte. „Bei insgesamt 1223 RA-Patienten konnten wir zeigen, dass MTX nicht nur keinen Einfluss auf die Entstehung einer interstitiellen Lungenerkrankung hat, sondern diese sogar noch verzögern könnte“, resümiert der Autor Dr. Pierre-Antoine Juge vom Bichat-Claude Bernard Hospital in Paris seine Untersuchungen. „RA-Patienten mit immunsuppressiver Therapie waren um mehr als die Hälfte weniger von ILD betroffen als RA-Patienten, die keine MTX-Therapie erhielten.“
Die Experten empfehlen aufgrund des weiterhin bestehenden allgemeinen Risikos für ILD, RA-Patienten regelmäßig auf Lungenveränderungen zu untersuchen und beizeiten zu therapieren – insbesondere während der Corona-Pandemie.