Diagnose Brustkrebs: Was ist wichtig für mich – wie geht es weiter?

(mko) Schlappheit, Übelkeit, mangelnder Appetit, das Immunsystem auf Sparflamme – die Diagnose Brustkrebs ist nicht nur ein Schock, sie fordert Organismus, Seele und Geist gleichermaßen. Viele Fragen und Ängste bestimmen die Situation, denn jede betroffene Frau hat ihr persönliches Frauen- und Körperbild. Immer mehr Patientinnen wünschen sich eine integrative Krebs-Therapie, d. h. komplementäre, also ergänzende und alternative Medizin. Sie wollen als Person autonom wahrgenommen werden und auch als mitgestaltende Partnerin bei der Behandlung, um sich nicht etwas überstülpen zu lassen, was ihnen gar nicht entspricht. So ist es auch nicht verwunderlich, dass heute immer noch, bei ergänzenden Arzneien und Methoden, etwa zwei Drittel der behandelnden Ärzte nichts von der Zusatztherapie ihrer Patienten erfahren, d. h. die Betroffenen wenden sich mit dieser „Problematik“ nicht an ihren behandelnden Arzt.

Bei einer integrativen Brustkrebs-Therapie werden z.B. Schul- und Anthroposophische Medizin miteinander verzahnt. Was in vielen Kliniken – wie etwa am Brustkrebszentrum am Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke, im Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe in Berlin oder in der Filderklinik bei Stuttgart bereits Alltag ist, stößt bei vielen Onkologen noch immer auf Skepsis, wie z.B. eine Mistel-Therapie. Denn: Die Mistel zählt hierzulande zu den am häufigsten verwendeten und untersuchten Anti-Krebs-Mitteln in der Komplementär- und Alternativmedizin. Sie ist eine der Säulen der integrativen Onkologie.Es gibt jedoch auch Krebsarten (Leukämie, Melanom, Hirntumor), bei dem der Mistelextrakt nicht infrage kommt, daher ist die Beratung mit dem behandelnden Onkologen um so wichtiger.

WIRKUNG:
Laut Herstellerangaben sollen Mistelpräparate sowohl die Lebensqualität und den Allgemeinzustand des Krebs-Patienten verbessern, die Immunabwehr stärken, den Appetit steigern, Schlafstörungen vertreiben, Schmerzen lindern, das psychische Wohlbefinden ankurbeln oder sogar das Tumorwachstum hemmen und Rückfälle verhindern. Eine Misteltherapie wird meist parallel zur Chemotherapie eingesetzt. Ihre Anti-Krebs-Wirkung erzielt die weißbeerige Mistel primär von ihren zwei Inhaltsstoffen: Viscotoxine und Mistellektine. Viscotoxine sind kleine Proteine (Eiweiße) mit zytolytischer Wirkung, d.h. sie können die Hülle von Zellen (Krebszellen) auflösen. Mistellektine sind zuckerhaltige Eiweisverbindungen, die das Tumorwachstum stoppen und das Immunsystem stimulieren. Die Inhaltsstoffe haben eine protektive Wirkung auf gesunde Zellen in Hinblick auf Zytostatika- und Strahlen-induzierter DNA-Schäden. Die Substanzen sind so empfindlich, dass sie im Verdauungssystem zerstört würden. Daher muss der Extrakt gespritzt werden.

STUDIEN:
Die Mistel ist eine uralte Heilpflanze und wurde bereits von Rudolf Steiner in die Krebstherapie eingeführt. Es gibt inzwischen 130 Studienergebnisse von klinischen Studien bei verschiedenen Krebserkrankungen, u.a. zur Sicherheit und Wirksamkeit einer langfristigen komplementären Therapie mit Iscador® bei primären, nicht metastasiertem Mamma- Karzinom (Brustkrebs). Von 1442 Patientinnen erhielten 710 nach der primären OP neben onkologischer Basistherapie (Radio, Chemo- und/oder Hormontherapie) zusätzlich zwei- bei dreimal pro Woche Iscador-Injektionen über mindestens drei Monate. Die Kontrollgruppe bestand aus 732 Frauen, die nach der OP ausschließlich eine konventionelle Behandlung erhielten. Die Nachbeobachtung der Frauen dauerte drei Jahre. Die mit Mistel behandelten Frauen hatten weniger Nebenwirkungen in Bezug auf ihr Allgemeinbefinden, sie hatten wieder Appetit, weniger Schlafprobleme und weniger Schmerzen. Es zeigten sich deutlich weniger krankheits- und therapiebedingte Symptome. Auffallend war ihre bessere Lebensqualität (standardisiert nach dem EORTC-Fragebogen – European Organization für Research and Treatment of Cancer, Brüssel). Auch eine randomisierte Tröger-Studie:“ Five-years follow-up of patiens with early breast cancer“/2012 zeigte, dass es keine Anhaltspunkte für negative Wechselwirkungen zwischen Mistel- und Chemotherapie gibt, sondern die Studie belegt, dass Mistelextrakte eine Chemotherapie sogar verträglicher machen können.

IM HANDEL:
Es gibt hierzulande fünf verschieden Mistelpräparate, vier aus der anthroposophischen Therapierichtung. Die anthroposophischen Mittel sind streng nach Wirtbäumen getrennt: u. a. M für Malus = Apfelbaum, P für Pinus = Kiefer, Qu für Quercus = Eiche, A für Abies= Tanne, die sind nach Mistelkonzentrationen gestaffelt mit einem ansteigendem Wirkstoffgehalt. Bei dem Pythotherapeutikum liegen keine unterschiedlichen Wirtsbäume vor (der Extrakt stammt von der Pappelmistel). Nur das Präparat Lektinol® ist auf den Gehalt des aktiven Mistellektins normiert. Bei den anthroposophischen Präparaten hingegen ist die Wirksubstanz generell der Mistelgesamtextrakt.

INFORMATIONEN:
Krebsinformationsdienst/Integrative-Krebstherapie
Komplimentäre Therapie