Chronisch entzündliche Darmerkrankungen beim Kind: Ursache häufiger Antibiotikaeinsatz?

(mko) Hängt der Antibiotikagebrauch bei Kindern etvl. mit dem Risiko einer chronisch entzündlichen Darmerkrankungen/CED (z.B. Morbus Crohn, Colitis ulcerosa) zusammen? Das haben Finnische Wissenschaftler jetzt untersucht und ihre Ergebnisse dazu veröffentlicht. In Finnland werden für jeden Einwohner alle Antibiotikaverordnungen in einem zentralen Register erfasst. So erhielten 595 zwischen 1994 und 2008 geborene Kinder bis zu ihrem 16. Lebensjahr eine CED-Diagnose − ein Morbus Crohn bestand bei 233 und eine Colitis ulcerosa bei 362 Kindern. Ihr Antibiotikaverbrauch wurde mit dem von 2.380 gesunden Kindern gleichen Alters und Geschlechts verglichen. Crohn-Patienten hatten insgesamt mehr Antibiotika erhalten als Kinder ohne chronisch entzündliche Darmerkrankungen. Dieses war auch dann noch der Fall, wenn die letzten sechs Monate vor Diagnosestellung ausgeklammert wurden, weil in dieser Phase möglicherweise aufgrund der Darmbeschwerden häufiger antibiotisch behandelt wurde. Kinder mit mindestens sieben Antibiotikarezepten erkrankten doppelt so häufig wie die Kinder, für die zwischen null und sechs Rezepte ausgestellt worden waren. Besonders deutlich war der Zusammenhang zwischen Antibiotikagebrauch und Morbus Crohn bei Jungen und bei Kindern mit einer Diagnose vor dem 11. Lebensjahr. Die Substanzklasse mit der höchsten Krankheitsinzidenz waren Cephalosporine. Im Gegensatz dazu unterschied sich der Antibiotikaverbrauch von Colitis ulcerosa-Patienten nicht von dem der gesunden Vergleichspersonen.

In Deutschland und anderen reichen Industrienationen wird ein steiler Anstieg von chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED) bei Kindern und Jugendlichen registriert − bei Erwachsenen gibt es Hinweise, dass die Veränderung der Darmflora durch Antibiotika zur Genese eines Morbus Crohn beitragen kann.( Quelle: American Journal Epidemiol. (2001) 154(4): 328-335 doi:10.1093/aje/154.4.328)